Videos mit Systemkameras?

Türmchen. Der Aufbau ist leicht kopflastig und nicht wirklich standsicher. Der Aufbaumonitor stellt hier den nicht mehr vorhandenen Blackmagic- Recorder dar, um einen Eindruck davon zu vermitteln, worum es geht.

Manchmal überkommt es jemandem und er hat die fixe Idee, einige Gedanken in ein  Video zu konvertieren.

Technisch ist das kein leichtes Unterfangen. Man braucht nicht nur eine ordentliche videotaugliche Kamera, sondern, was ebenso wichtig ist, ordentlichen Ton, wenn man etwas ordentliches haben will. Das bekommt man mit einer normalen Fotokamera wie meiner X-T2 von Fuji so nicht einfach hin. Deren Bildqualität ist aus meiner Sicht aber durchaus exzellent, wenn man einige Feinheiten beachtet und sie richtig nutzt. Das Problem liegt beim Ton. Der ist allerdings bei vielen Fotokameras einfach schlecht.

Allerdings kann man auch an der Bildqualität der Fuji noch ein bisschen feilen. Vor allem bei der Farbabtastung, aber auch bei den Maximalkontrasten ist das der Fall.

Dann braucht es eine gute Software, mit der man die Videos schneiden kann, diese mit Titeln versieht und den Ton anpasst, bis er passt.

Was also tun?

Was haben wir denn auf der Habenseite?

  • Ein Test hat gezeigt, dass die erreichbare Qualität bei der X-T2 aus meiner Sicht schon annähernd Kinoqualität hat, wenn das Licht stimmt.
  • Man kann sich die Farbanpassung in der Software weitgehend sparen. Von 200 Testvideos musste ich nur eines in dieser Hinsicht korrigieren. Die Ursache war ein Bedienungsfehler.
  • Die normale Farbunterabtastung, mit der auf der eingelegten SD- Karte aufgezeichnet wird, ist 4:2:0 mit 8 Bit; das ist eher wie bei normalem MPEG2- Video.
  • Am HDMI- Ausgang liegt ein 10Bit- 4:2:2- Signal an, das man abgreifen und auf einem externen Rekorder umleiten kann.
  • Dieses Signal ist auch bei geringerer Aufzeichnungrate hochwertiger als das, was man mit der internen Aufzeichnung haben kann.
  • Mit dem Kameraauslöser kann auch der Rekorder gestartet werden.
  • Diese hochwertigen Rekorder kommen von Blackmagic oder von Atomos.
  • Man kann die Rekorder auch gebraucht und „über den Preis“ kaufen, die Qualität ist sehr ähnlich. Ich hatte ein Modell von Blackmagic, das ich günstig schießen konnte.
  • Diese Geräte zusätzlich zu beschaffen ist billiger als eine Highend- Videokamera. Und zudem ähnlich gut.

Was fehlt?

  • Der Ton der T2 ist eigentlich grottenschlecht. Das ist aber nicht nur bei Fuji der Fall.
  • Adaptiert man ein Klinkenkabel von der Kamera auf XLR, ist das eine mechanisch sehr instabile Verbindung. Die kleinen Klinkenbuchsen sind dafür einfach nicht gemacht.
  • Man braucht also einen separaten Rekorder für den Ton.
  • Das wurde ein Tascam DR-60MKII..
  • Ein externes Kondensatormikrofon, am besten ein längeres Richtrohr- Modell und ein kleines Videomic sind dabei notwendig.
  • Ein Windschutz aus synthetischem Fell sollte gleich mitbeschafft werden.
  • Bei den Mikrofonen Bewährtes nehmen: Rode, Audio Technica, Sennheiser, Neumann, Schoeps oder auch Sanken sind wohl die bekanntesten. Wer zu den Glückseligen gehört, die etwas von Neumann oder den anderen Genannten besitzen, kann hier weglesen…
  • Ein Lavaliermikrofon macht beweglich, wenn man das Signal per Funk überträgt.
  • Funkstrecken baut man ab besten per UHF- Übertragung. 443MHZ geht auch, kann aber sichtbare und schwer zu korrigierende Latenzen erzeugen. Ich nutze allerdings trotzdem das 443MHZ- Verfahren, weil die günstigsten guten Geräte damit arbeiten.
  • Meine Gerätschaften erfüllen diese Bedingungen.
  • Man braucht eine leistungsfähige mobile Stromversorgung, die einige Stunden durchhält.

Deshalb hier mal eine Beschaffungsliste:

  • Fujis X-T2.
  • Einen Tonrecorder mit mindestens vier Kanälen, die auch als Mikrofoneingänge nutzbar sind.
  • Meiner ist ein Tascam DR-60, den man auch unter die Kamera klemmen kann.
  • Ein brauchbares Stativ. Das muss aber kein Schwermetall von Sachtler sein. Ich nutze ein Rollei C6i aus Carbon, weil keine Schwenks damit geplant sind.
  • Ein Richtrohrmikrofon. Meines ist ein Audio Technica, das ich noch im Schrank hatte.
  • Ein Rode- Videomic habe ich auch noch aus einem Projekt vor etwa 15 Jahren „zu liegen“.
  • Einen externen HDMI- Rekorder. Meiner war ein Blackmagic 4K älterer Bauart, der aber trotzdem sehr gut ist.
  • Eine Funkstrecke. Sennheiser ist richtig gut, aber teuer. Daher wurde das ein Saramonic- System, das seinen Dienst tut. Ich habe allerdings ein besseres Lavaliermikrofon dafür gekauft(Eines von Tascam).
  • Ein paar Sicherheitsnadeln, um das Kabel an die Kleidung zu pinnen.
  • Die Stromversorgung, die eigentlich den meisten Hirnschmalz braucht.
  • Und ein Teleprompter macht manchmal auch Sinn.

Das schwierigste vorweg: Die Stromversorgung

Das Problem ist, dass man nun drei Geräte hat, die Strom brauchen: Die Kamera, den Tonrekorder und den HDMI- Rekorder. Wir fangen mal mit dem einfachsten an; der Kamera:

Die X-T2 hat einen kleinen Akku, der bei Videoaufzeichnung in HD nach spätestens nach einer knappen Dreiviertelstunde leer ist. Normalerweise reicht das für einige Tests, aber man braucht Reserven. Ich habe einen Handgriff an der Kamera, der mit zwei Akkus funktioniert und so die Aufnahmezeit schon mal verdoppelt. Man kann die Kamera, wie mir später klar wurde, aber auch über den USB- Anschluss mit Strom versorgen. Das entbindet von ständigen Akkuwechseln.

Der Tascam- Rekorder läuft regulär mit Mignonzellen. Damit sollte er etwa drei bis fünf Stunden durchhalten, wenn man alle vier Kanäle nutzt. Auch dieser kann über seinen USB- Anschluss mit Energie versorgt werden. Eventuell geht es aber auch mit einem Batteriedummy, den man in eine Powerbank stöpseln kann.

Das nächste Individuum im Trio war ein gebrauchter HDMI- Rekorder von Blackmagic. Meiner lief mit LP-E6- Akkus, die man auch in einigen Canon- Kameras vorfinden kann. Ansonsten gibt es einen 12V- Anschluss, mit dem man das Gerät über ein Standard- 12V/2A Netzteil am Netzstrom betreiben und die Akkus nachladen kann.

Am besten ist es immer, wenn man das Ganze irgendwie zentralisiert. Es gibt Powerbanks mit ordentlich Leistung, die dieses Trio versorgen können. Ich musste danach suchen und ich habe meine auf die Empfehlung eines Kollegen aus dem DSLR- Forum hin besorgt. Dieses Gerät liefert etwa 72 Wattstunden und reicht für drei Stunden, wenn alle Geräte in Betrieb sind. Man muss es dann nur noch verkabeln und dann geht es.

Die größten Schwächen

Schwächen hat so ein System allerdings auch. Wenn man damit in die Landschaft zieht, muss man das Ganze zu einem Türmchen aufbauen:

  • Der Tonrecorder sitzt unter der Kamera.
  • Auf der Kamera sitzt das Videomic für den Ton der Umgebung(Atmo genannt).
  • Mindestens der Recorder für den Ton sollte extern mit Strom versorgt werden.
  • Eine kleine Powerbank dafür kann man z.B. am Batteriefachdeckel des Tascams mit Klettband befestigen.
  • Es sind viele Kabelverbindungen herzustellen; dazu gleich mehr.

Zudem neigt die Kamera zu Überhitzungserscheinungen: Sie steigt aus, wenn ein gewisses Temperaturnivaeu erreicht wird. Im Sommer ist nach einer guten Viertelstunde Drehzeit erstmal Pause zum Abkühlen des Geräts.

Die Kabelage

Wenn man sowas tut, geht das Ganze damit los, diese Dinge mit Strom zu versorgen.

Der HDMI- Recorder bezieht seinen Strom neuerdings aus einer Powerbank. Erstes Kabel. Das zweite Kabel ist die USB-Verbindung zum Tonrecorder, um das Gerät mit Strom zu versorgen. Kabel drei zur Powerbank ist das USB- Kabel zur Kamera. Strom hätten wir dann ja schon mal…

Dann geht es weiter mit den Signalen für das System, dier auch noch verteilt sein wollen. Kabel 1 ist die HDMI- Leitung zum Blackmagic- Recorder. An der Kamera ist ein Mini- HDMI-Ausgang und am Recorder ein normaler HDMI- Eingang.

Kabel zwei geht vom Videomic in den Tonrecorder. Nummer drei ist der O-Ton des Sprechers, der aufgezeichnet sein will. Nummer vier geht dann noch vom Ausgang des Tascam auf den Toneingang der Fuji, weil man so genauer synchronisieren kann.

Als letzes haben wir je nach Badarf ein Mikrofon oder eine Funkstrecke, die auch noch mit dem Recorder verbunden sein wollen.

Ich glaube, dass das jetzt alle waren. Wer mitgezählt hat, sollte hier auf 7×2 , also insgesamt 14 Steckverbindungen kommen.

Baut man sich sowas im Studio auf, ist das kein Problem. Es dürfte für Youtube- Videos kaum bewegt werden und daher zuverlässig laufen.

Geht es damit nach draußen, sieht das Ganze anders aus: Hier ist es wichtig, alles zu reduzieren, das irgendwie anfällig werden kann. Dazu gehören vor allem kleine Verbindungen, die hier reichlich vorhanden und verschleißfreudig sind.

Das kurze und knackige Fazit: Besser mal nicht

Wenn wir an dieser Stelle über die Bildqualität reden, kann ich sagen, dass das Ganze auf jeden Fall gut wird. Auch mit einer als Videokamera oft verschmähten Fuji wie meiner ist das so. Und auch die Videos, die man auf der Speicherkarte aufzeichnet, sind in Ordnung. Aber die bessere Farbabtastung und die 10Bit- Aufzeichnung, die man am HDMI- Ausgang der Kamera anliegen hat, werden im Vergleich deutlich sichtbar, wenn die Bilder kontrastreicher werden.

Den Autofokus sollte man besser nicht verwenden: Wenn man sich bewegt und mit relativ offener Blende arbeitet, äußert sich das Nachfokussieren darin, dass sich die Bildschärfe im Hintergrund verschiebt: Das Bild „pumpt“, was beim Betrachten der Aufnahmen sehr störend ist. Wenn der Sensor der Kamera noch größer wird als bei der Fuji(wir sind hier immerhin schon annähernd in einem 35mm- Format unterwegs), verschärft sich das Problem noch. Abhilfe kann man hier nur durch manuelles Fokussieren und eher kleine Blenden schaffen. Die ISO kann man mit den Fujis durchaus auf 1600 oder mehr hochziehen, ohne dass das im fertigen Bild sichtbar wird.

Das gilt in dieser Form auch für meine endgültige Lösung weiter unten.

Damit wird klar, dass das zwar einen Versuch wert und für die gelegentliche Nutzung ausreichend ist; und dass das kein Dauerzustand sein sollte. Wie sich gezeigt hat, kann man meistens auf die Umgebungsgeräusche verzichten, wenn man einfach nur etwas ansagen will. Das ist schließlich eine der Hauptanwendungen meiner im Freien gedrehten Videos. Am Ende kam eine andere Lösung dabei heraus:

Die Suche nach einer Alternative

Wenn es einen umtreibt, versucht man auch ein paar Alternativen. Die erste, mit der ich es versucht hatte, wer eine gebrauchte Panasonic HVX200. Die Kamera stand in früheren Zeiten mal auf meiner Wunschliste, kann aber heute, wie sich gezeigt hat, auch nicht mehr mit einer Kamera wie der X-T2 mithalten, wenn wir über die Bildqualität reden. Ich habe diese Kamera etwas länger als eine Woche besessen und dann wieder abgestoßen. Kurzum: Die Bilder waren einfach nicht so gut, wie ich mir das dachte. Und man konnte nicht sehr gut manuell damit fokussieren, weil die Auflösung des Suchers dafür nicht ausreichte und das Fokuspeaking nicht deutlich genug erkennbar war.

Das Tonteil war allerdings sehr brauchbar; was zu Ehrenrettung Panasonics auch gesagt sein muss. Zudem lief diese Kamera mit den P2- Karten, die auch gebraucht immer noch sehr teuer sind. Und sie sind langsamer auszulesen als heute gängige SD- Karten. Als drittes Manko stellte sich heraus, dass man diese Karten praktisch nur mit Hilfe der Kamera auslesen kann, wenn man nicht noch zusätzliche 4-700 Euronen in einen passenden -gebrauchten- Kartenleser investieren will. Das Ganze stört einfach den Workflow: Wenn man die Karte auslesen muss, muss die Kamera immer wieder abgebaut werden. Damit war die Panasonic wieder aus dem Rennen.

Eine Entscheidung

Am Ende kam es, wie es kommen sollte. Ich habe dann doch eine neue Videokamera gekauft, die ich für ausreichend für die nächsten Jahre halte. Das wurde die oben in der Überschrift genannte Kamera, eine BMPCC in der 6K- Ausführung.

Besser im Handling: Die Blackmagic 6K im Käfig und mit montierter SSD, hier eine Samsung T7. Das Objektiv ist ein Canon 3,5-5,6/18-135 IS STM.

Zu dieser Kamera kann ich mittlerweile sagen, dass sie sehr gut ist, aber auch ihre Schwächen hat.

Zuerst einmal muss gesagt werden, was sie nicht kann:

  • Der Autofokus ist langsam. Das ist aber kein Problem, wenn man weiß, wie das Problem umgangen werden kann; nämlich durch Nichtnutzung und kleinere Blenden, die man so wählt, dass der Bereich, in dem man sich bewegt in der Schärfeebene liegt.
  • Das Tonteil kann nur zwei Kanäle. Wenn man mehr braucht, braucht man einen externen Recorder; entweder für die „Atmo“ oder den O-Ton, den man bei einer Ansage aufzeichnen will. Ein Tascam ist schon oder immer noch hier…
  • Die Mikrofoneingänge sind in Mini- XLR ausgeführt. Man muss mit einem Adapterkabel arbeiten. Was aber immer noch besser ist, als mit den 3,5mm- Klinkensteckern zu tun.
  • Ich habe eine 6K. Damit geht RAW auch nur mit 6K- Aufzeichnung. HD422 in 10Bit und 4K ProRes kann man aber damit aufnehmen.
  • Passende CFast 2.0- Speicherkarten sind teuer. Man kann sich hier mit einer externen SSD behelfen. Eventuell kann hier der Gebrauchtmarkt Abhilfe schaffen.
  • Meine guten Fujilinsen kann man leider nicht daran verwenden. Canon EF-S geht aber damit.
  • Ich habe bisher noch keine Möglichkeit der Fernbedienung entdeckt. Mich stört es nicht, aber es sollte erwähnt sein.

Auf der Habenseite gibt es das hier:

  • Die Kamera läuft mit LP-E6- Akkus. Die sind als Nachbauten in größerer Menge überall zu beschaffen. USB- Lader sind aber zu empfehlen, damit man immer genug davon hat. Eine Ladestelle pro Akku ist empfehlenswert und mit günstigen USB- Ladern auch in die Realität umsetzbar.
  • Die Bildqualität reicht auf jeden Fall für Fernsehen und Kino. Zumindest ist das mein Eindruck. Bis 1600 ISO sollte das auf jeden Fall gehen.
  • Passende Objektive für das Canon- Bajonett sind preiswert auf dem Gebrauchtmarkt verfügbar. Wenn man zu guten Linsen greift, reichen die auch für 6K; falls das nötig werden sollte. Ich nutze momentan ein Sigma EX 2,8/18-55, ein EX 2,8/50-150 und ein Canon EF-S 10-22. Als Universallinse habe ich noch ein Canon EF-S 18-135 IS STM.
  • Die beiden Tonkanäle sind nach meinem Gehör von guter Qualität, was ebenfalls wichtig ist.
  • Die Kamera ist ein Gesamtsystem, bei dem die Schnittsoftware als Systembestandteil gesehen werden kann: Adobe- Abos kann man sich hier sparen; es wird nicht erkennbar besser, als es ohnehin schon ist.
  • Man kann die Kamera über ihren Netzteilanschluss auch an einer Powerbank betreiben.
  • SSDs als Aufnahmemedien vereinfachen die Arbeit.
  • Es gibt passende Rigs, auf denen man die SSD und einen Monitor befestigen  kann.

Damit haben wir hier mal alles Wesentliche zusammengefasst. Ich komme mit der Kamera blendend zurecht. Die Einstellmenüs sind z.B. selbsterklärend; man braucht mit etwas Wissen eigentlich keine Anleitung, um die Kamera bedienen zu können. Ein bisschen fummeln und ein bisschen spielen und fertig ist der Lack.

Meine Kamera ist in einem Smallrig- Käfig montiert. Ein SSD- Halter, der sowohl kleine PNY- SSDs wie auch Samsungs T7- Modelle aufnehmen kann, ist am Käfig montiert. Einen separaten HDMI- Monitor habe ich mir auch noch beschafft. Dieser ist ein einfaches HD- Modell. Zum Beurteilen reichen die sieben Zoll Bildschirmgröße aus. Und das Fokuspeaking der Kamera kann man auch darauf darstellen.

Wichtig ist auch, die Datentransferrate der genutzten SSD zu beachten. Die erwähnten PNYs sind schön klein und zum Bildermachen auch schnell genug. RAW braucht aber mehr als die damit maximal möglichen 330 MByte/Sekunde, mit denen man auf diese Modelle schreiben kann. Die zusätzlich beschaffte T7 von Samsung nimmt bis zu 1GB/Sek. und reicht auf jeden Fall auch noch aus, wenn sie fast voll ist: Volle Speichermedien verlieren an Geschwindigkeit, was man nicht vergessen sollte. Will man nur in ProRes 422 in UHD aufnehmen, reicht die PNY. Für HQ aber nicht mehr.

Ansonsten kann man auch mit CFast 2.0- Karten arbeiten und diese in die Kamera einsetzen. Ich würde es nicht tun; die SSD- Lösung mit der Disk auf der Rig ist einfach praktikabler, weil man sich so einen Kartenleser sparen kann und wie bisher mit einem Leser für die SD- Karten auskommt. SD-Karten nimmt die Kamera auch. Ausreichend schnelle Karten kosten aber immer noch das Doppelte einer SSD. Insofern ist die Nutzung der Kartenslots bei dieser Kamera nur sinnvoll, wenn die Kamera kompakt bleiben soll.

Ein anderer wichtiger Schwachpunkt ist die Stromversorgung. Die standardmäßigen E6-Akkus reichen bei RAW-Aufnahmen für ca. 40 Minuten. Wenn man etwas länger mit der Kamera unterwegs ist, sollte man an Reserven denken. Es gibt auch einen Akkugriff für die Kamera, der mit Sony- Akkus betrieben werden kann. Das kann helfen, weil die Akkus größer sind.

Was man sonst noch wissen sollte:

  • Wenn man von RAW in 6K nach AVC- Intra rendert, hat man einerseits einen guten Master, weil das Format hochwertig ist. Andererseits dauert das Rendern der Filme relativ lange.
  • ProRes nach AVC- Intra oder auch H.265 geht dagegen sehr flott.
  • Je schneller der Rechner insgesamt ist, desto schneller geht die Nachbearbeitung. Hierbei ist wichtig, dass das Zusammenspiel zwischen eigentlichem Rechner(der CPU) und der Grafikkarte wichtiger ist als einen Rechner zu haben, der nur an einer Stelle schnell ist. Ich habe durchaus auch schon mal mit Leuten diskutiert, die nominal eine doppelt so schnelle Kiste wie die meinige hatten und deren Systeme trotzdem die doppelte Zeit meiner Kiste für identische Files brauchten.
  • Ton ist sehr wichtig!

Um separate Fotos zu machen, was oft sinnvoll ist, kann man diese Kamera mit einer Spiegelreflexkamera ergänzen. Diese Kamera muss auch nicht neu sein; eine 7DMkII ist mehr als hinreichend. Die Anzahl der aufgenommenen Bilder wird zwar eher gering sein, wie meine Erfahrungen besagen. Aber wenn man das Ganze auch in Qualität auf dem Rechner sehen will, ist es sinnvoll, mit separaten Fotos zu arbeiten. Eigentlich ist das der Sinn der Existenz meines 18-135, aber es ist auch für meine Videos mehr als ausreichend gut. Man kann auch aus den Blackmagic- RAWs Negative erzeugen, aber das ist eigentlich aufwändiger und daher nur als Notnagel zu verstehen, wenn man keine andere Kamera zur Verfügung hat.

Zur Technik: Die Fotos sind mit einer Canon Eos 7D MkII entstanden. Keine weitere Bearbeitung und keine Nacharbeit, weil diese Bilder ausschließlich dokumentarische Zwecke erfüllen sollen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Portugal Anno 2019 -Epilog-

Das trivialste Foto der Welt: Landeanflug in Lissabon. Aus dem Handy. Unbearbeitet.

Irgendwann, nach Erzählungen von Kollegen, kam mir auch mal der Gedanke, nach Südeuropa zu reisen. Spanien oder Portugal erscheinen mir, abgesehen von meinem eigentlichen europäischen Lieblingsland Frankreich, als geeignete Kandidaten. Ein bisschen wurde herumgesucht, ein bisschen nachgedacht und überlegt und am Ende ging der Flug zu einem 14tägigen Aufenthalt über Lissabon nach Portugal.

Meine Tour ging wegen des während meines Aufenthaltes schlechten Wetters im Norden nur durch den Süden. Der nördlichste besuchte Ort war Sintra, von wo ich dann wieder Richtung Süden geflohen bin.

Wer fotografiert, hat eine Menge Gepäck, auch wenn man heute nicht mehr, wie im 19. Jahrhundert, mitsamt der Dunkelkammer unterwegs ist. Heute übernimmt das Auto die Aufgabe des Transports und geschlafen wird in der Regel im Hotel. Schöne Binsenweisheit das, aber man muss ja irgendwie anfangen. Zudem musste das für mich noch neue GFX-System eingefahren und ausgelotet werden. Das geht erfahrungsgemäß am schnellsten, wenn man in den Ferien ist und die Gelegenheit hat, ausgiebig damit zu arbeiten.

Capture one in Action. Hier gerade an einem Bild vom Strand in Setubal. Handyfoto.

Mir war auch wichtig, herauszufinden, wie es mit den anfallenden Bildermengen mit so einer Kamera aussieht. Davon wiederum hängt ab, wie groß das Speichermedium für die in 2020 geplante US-Tour ausfallen muss, um nicht in irgendwelche Verlegenheiten zu geraten. Genauso wichtig ist hierbei, herauszufinden, wie viele Ersatzakkus wirklich gebaucht werden, weil die Teile für die GFX nicht zu den leichtesten gehören und es deshalb durchaus relevant ist, ob z.B.zwei oder vier Akkus mitreisen müssen. Der Nitecore- Lader wurde auch noch nicht strapaziert und leergeknipst hatte ich die Akkus bisher auch noch nie.

Ebenfalls ein wichtiger Aspekt war mir die Überprüfung der Alltagstauglichkeit adaptierter Objektive für meinen Bedarf. Vorerst durfte nur das 28er Shift- Nikkor mit, das nicht zu schwer ist und im Koffer mitgereist ist. Ab und zu habe ich es natürlich benutzt.

Dann war mir noch wichtig, herauszufinden, ob der vorhandene i7-Laptop mit seinen 8GB Arbeitsspeicher für die nicht geringen Datenmengen, die die GFX nun mal erzeugt, hinreichend ist. Man will schon was zum Zeigen haben und das auch in angemessenen Zeiträumen verarbeitet wissen. Es sei gesagt, dass es damit geht, wenn man der Held unter den Geduldigen ist. Vor allem das Rendern der Bilder braucht seine Zeit. Schneller geht es natürlich mit der Blechkiste, die aber nicht mehr in den Koffer passte.

Brücke des 25. April in Lissabon. Hier mit Überblick über den Hafen. 1/340stel Sek. bei Bl.22. ISO 400. Ab hier nicht aus dem Handy, sondern aus der GFX 50R…

Der Flug

Gebucht habe ich dieses Mal wieder einen Trip mit der Lufthansa, der von Hamburg über Frankfurt nach Lissabon ging. Die Zeiten: 5Std.15 hin und etwa zehn Minuten weniger zurück. Das benutzte Gerät kam von Airbus. Auf der Kurzstrecke war es ein A320; von Frankfurt nach Lissabon ein A340.

An dieser Stelle kann man übrigens von Billiganbietern wie Ryanair abraten. Wenn man früh genug bucht, um sich einen Platz zu sichern, ist es praktisch nicht billiger bei der Lufthansa, dafür aber in jeder Hinsicht weniger komfortabel: Man kann nur 5 Kg Handgepäck mitnehmen, was schon das erste No-Go für mich ist. Gutes Zeug wiegt nun mal ein bisschen was und ab und zu die eine oder andere frische Socke anzuziehen, ist eventuell auch ganz sinnvoll. Zudem waren deren Verbindungen ab Hamburg oder Hannover deutlich schlechter als bei der Konkurrenz. Wenn man allerdings einen Flughafen in der Nähe hat, der Direktflüge ans Ziel bietet und mit den Gepäckgrenzen auskommt, kann man das aber durchaus damit versuchen und vergleichen.

Beim Rückflug gab es ein Problem: Die Maschine aus Portugal hatte sich um knapp eine Stunde verspätet. Mein Anschlussflug nach Hamburg war damit weg und ich musste zwischendurch in einem Hotel in Frankfurt absteigen. Sowas nervt, aber es kann passieren. Ich werde mal sehen, ob sich eine Entschädigung für die immerhin rund acht Stunden Verspätung eintreiben lässt. Ich sehe das eher als Startkapital für die nächste Reise in die USA. Wenn die von der EU vorgeschriebene Entschädigung wirklich gezahlt wird, ist das schon fast der Preis für das nächste Ticket nach Los Angeles. Das Geld kommt von der Lufthansa und daher werde ich dann auch wieder mir ein Ticket von dort nehmen. Die Phanasie ist da natürlich sehr schmutzig: Vielleicht kann man so an einen günstigen Platz in der Premuim- Economy kommen. Aber ich ziele in der Realität nicht darauf ab. Ich wäre lieber am selben Abend zuhause gewesen.

Klären sollte man in diesem Zusammenhang auch, wo man die benutzte Kleidung schnell mal durchwaschen kann, damit es dann auch wirklich für zwei Wochen reicht. In Portugal gibt es da einen heißen und nicht mehr ganz geheimen Tipp: Die Intermarche- Supermarktkette hat an fast jedem Markt einen Satz Wasch- und Trockenautomaten stehen, mit deren Hilfe das Problem lösbar ist. Es gibt sie in nahezu jedem größeren Ort, was die Wege verkürzt. Man braucht allerdings rund sechs bis acht Euro in Münzen dafür, wenn man die 8Kg- Maschine verwendet. 18Kg sind ein bisschen teurer; das kostet zwölf inkl. Trockner. Es kommt also auch auf die Menge an, die gewaschen werden soll.

Dachrinne an einem alten Getreidespeicher. 1/70stel Sek. bei Blende 22. ISO 800. Mit dem 32-64.

Das Auto

…wurde direkt bei einem Vermieter gebucht. Dieses Mal war es Interrent. Wie es sich am Ende ausgeht, wird sich zeigen. Man sollte etwa 350€ für ein Fahrzeug in der Größe eines VW Polo oder Opel Corsa veranschlagen und bei der angebotenen Versicherung das Rundum-Sorglos- Paket mitnehmen. Das kann im Nachhinein eine Menge Ärger ersparen und wird ganz am Ende sehr wahrscheinlich billiger, als etwas von den Portalen in Deutschland mit deren Verträgen zu buchen. Zumal vergleichbare Pakete bei einer Direktbuchung nur wenig bis gar nicht teurer sind als das Zusammenstellen eines Paketes aus dem Billigstangebot mit Versicherungen von einem anderen Anbieter. Wir reden hier über einen Preisunterschied von etwa 10-20 Euro und eine Kaution, die auch nicht hinterlegt werden muss und die schnell mal auf 2000 Euro und mehr anwachsen kann, wenn das Auto groß genug ist. Englisch- oder Spanischkenntnisse sind hier allerdings sinnvoll, obwohl die meisten größeren Anbieter auch eine deutschsprachige Site betreiben.

Wichtig ist auch, zu wissen, dass die Fahrzeuge, die angeboten werden, nach Größenklasse vermietet werden. Ein VW Polo auf einem Foto bedeutet also nur, dass man mit einem Fahrzeug von etwa vier Metern Länge rechnen kann, nicht aber, dass man auch genau den abgebildeten Typ bei der Fahrzeugübernahme bekommt. Mir war das schon immer klar, aber einige Leute begreifen genau das nicht und beschweren sich im Nachgang genau darüber.

Was durfte mitfliegen?

Das Kamerakit musste dieses Mal zahlenmäßig klein gehalten werden. Dieses Mal kamen die GFX50R, das 4/32-64 und das 5,6/100-200 mit. Das erwähnte Nikon- Shiftobjektiv musste aus Gewichtsgründen im Koffer mitfliegen. Es ging halt nicht anders.

Im Koffer befanden sich zwei Ladegeräte; das hier schon mal erwähnte von Nitecore und ein weiteres als Redundanzsystem von Patona, das allerdings bei Gelegenheit einem weiteren Nitecore weichen wird und daher eine Karriere als „Heimstation“ vor sich hat. Das Patona- Gerät läuft entweder mit Netzstrom oder dem aus der Autobatterie und das Gerät von Nitecore kann am USB-Anschluss an praktisch jedem 2A- USB- Ladegerät betrieben werden, wenn auch eingeschränkt. QC-fähig ist es allerdings auch und mit einem passenden Netzteil lädt es relativ schnell.

Immer wieder dabei ist ein Graufilter- Kit, das manchmal gebraucht wird und das auch mal wieder arbeiten durfte. Hier war es mir wichtig, herauszufinden, ob es mit dem 28er Nikkor Probleme mit Vignettierungen gibt, was für perfekte Bilder ein Ausschlusskriterium sein kann. Wenn man hier auf 150mm- Filter gehen muss, leidet die Transportabilität.

Mertola. Innenstadtansicht. Diese Straße ist die breite Version. Hinter dem Haus links wird es eng. Sehr eng. Mit dem 32-64. 1/80stel Sek. bei Bl. 18. ISO 200.

Orientierung und Kommunikation

Die Straßensituation in Portugal ist aus meiner teutonischen Sicht etwas heikel. Schilder mit Straßennamen sind vor allem in Dörfern und kleineren Städten kaum zu finden und selbst in Lissabon nicht immer vorhanden. Das erschwert die Orientierung mit einem Stadtplan schon mal erheblich. Dann stimmen bei den Adressangaben gebuchter Hotels die Stadtbezeichnungen oft nicht genau, was die Navigation mit einem im Auto eingebauten System zusätzlich erschwert. Man ist hier weitgehend auf Google Maps angewiesen, das in Portugal für mich am besten funktioniert. Das Navigationssystem, das in meinem Mietwagen eingebaut war, erwies sich nicht nur deshalb als so gut wie nutzlos. Auch die Mautstraßen ließen sich damit nicht umgehen. Sinnig war es nur wegen der Nummern der Straßen, die es anzeigte, aber nicht, um irgendwo hin zu kommen.

Es bleibt also das Telefon und man muss daran denken, eine Handyhalterung mitzunehmen auf den Datenverbrauch zu achten. Ein Navigationsvorgang kann immerhin schnell mal 50-80 MB verbrauchen, wenn man auf längeren Strecken unterwegs ist. Bei einem Dual-Sim-Modell ist das einfach. Vodafone bietet z.B. 30 GB für 15 Euro als Prepaid-Tarif an und MEO hat das gleiche im Angebot. Meine Karte war von MEO, die nach Angaben aus einigen Foren neben Vodafone die beste Netzabdeckung in Portugal bieten sollte. Ich habe das aber nicht mit einer Vodafone- Karte gegengetestet und daher kann man daraus auch keine Empfehlung ableiten. Für mich hat sie allerdings funktioniert. Das ist meistens billiger als einige Gigabytes über den Provider aus Deutschland zuzubuchen, falls das überhaupt möglich ist und bietet noch etwas Reserve, um sich noch den einen oder anderen Film auf Netflix oder Amazon anzusehen. Zudem ist man so unabhängig von der Qualität des WLANs im Hotel, die auch mal grottenschlecht oder auch gar nicht vorhanden sein kann. Das hatte ich in drei von sechs genutzten Unterkünften; die Wahrscheinlichkeit für Probleme auf diesem Gebiet ist also nicht gering. Dieses spezielle Survival- Kit kann man in größeren Einkaufszentren finden. Meistens sogar von mehreren Anbietern.

Zu den Bildern: Fuji GFX mit Fujifilm 32-64 und 100-200. Nacharbeit in Capture One. Verkleinert fürs Web in Lightroom. Aus reiner Gewohnheit und weil man so schon mal mit Capture One neue Bilder importieren kann. Mehr und besseres demnächst.