Point Lobos war dieses Mal einer der wichtigsten Anlaufpunkte meiner diesjährigen Tour. Ich habe dieses Mal immerhin drei Tage darin investiert und dort weitere Bilder gemacht.
Also mal wieder, werden einige hier vielleicht schon sagen. Aber Point Lobos ist einfach einer der schönsten Plätze in Kalifornien, der hinsichtlich Schönheit und fotografischer Möglichkeiten andere Plätze einfach aussticht. Mit einer Schwäche allerdings, die im Internet immer wieder augenfällig wird, wenn man danach sucht: Man muss sich schon mal ein bisschen bewegen, wenn man Bilder will. Und zwar auch dort relativ weit vom Auto weg.
Wer Point Lobos sagt und sagt, dass er(Hier im Sinne von Mensch, die Damen mögen sich also nicht ausgeschlossen fühlen.) dort fotografieren will, sollte es mit dem guten alten Sankt Anselmus halten, der auf die Frage nach der besten Kamera eine ganz schlichte Antwort hatte: „Ich nehme die schwerste, die ich gerade tragen kann.“ Das bezog sich dereinst auf die Benutzung möglichst großer Negativformate, die bis vor etwa 10 Jahren durchaus relevant war. Heute ist es eher so, dass man das tendenziell auch noch tun sollte, aber insgesamt weniger Kraft braucht. Heute sollte es eher heißen: „die Schwerste, die ich noch bequem bezahlen kann, ohne mein Haus zu beleihen oder meine Lebensversicherung zu verpfänden…“
Schleppen wird so eher zur Hintergrundbeschäftigung. Eine Mittelformatkamera ist schon deutlich leichter als eine 8×10″-Linhof, die es mit ein paar Objektiven, Filtern, Filmkassetten und einem guten Stativ in der leichtesten Version durchaus auf 25Kg und mehr bringen kann. Allein die Kamera macht in der Gestalt einer Optischen Bank schon mal 10 Kg aus, ohne Optik versteht sich. Für eine Holzkamera kann man davon etwa 5Kg abziehen. Die 645 summiert sich auf etwa 10Kg auf, wenn man mit einer gewissen Weisheit vorgeht und sie lässt sich schön bequem im Rucksack transportieren. Da weiß man dann, warum man in Yosemite auch heute noch ein Maultier mieten kann…
Im 2015er Artikel zu Point Lobos habe ich bereits anklingen lassen, dass es mir damals darum ging, herauszufinden, was Weston wohl gefühlt haben mag, als er dort unterwegs war. Immerhin war das in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg, der für die USA bekanntlich erst Ende 1941 begann. Damit bin ich eigentlich durch. Die ersten Bilder waren noch ein bisschen davon geprägt und sie sind es auch heute noch. Aber man gewinnt trozdem mit der Zeit einen gewissen inneren Abstand dazu und entwickelt sich in eine eigene Richtung.
Zum Thema Point Lobos kann man auch noch ein bisschen mehr schreiben. Die Gegend war mal ein Walfängerhafen, in dem auch Walöl hergestellt wurde. Zwei Fragmente aus dieser Zeit kann man dort auch noch bewundern. Die Whaler’s Cabin; und eine Rutsche in der Nähe diente damals dazu, die toten Wale an Land zu ziehen.
Eine weitere wirtschaftliche Aktivität war damals die Verladung von Kohle, die in der Nähe abgebaut wurde. Mit einer hochinteressanten Seilbahnkonstruktion übrigens, von der noch ein paar Bilder in der Whaler’s Cabin zu besichtigen sind.
Während des Krieges diente das Gebiet als Trainingsfeld für Truppen, die später in Frankreich an Land gehen sollten. Big Sur und Point Lobos haben gewisse Ähnlichkeiten mit der Küste in der Normandie. Für das Wetter dürfte das genauso gelten, aber auch für die Bewegung in der See selbst, die dort ziemlich heftig ist. Zumindest die Ostsee ist im Vergleich damit ein besserer Fischteich.
Zurück zur Fotografie. Auch Weston hat zumindest testweise in Farbe gearbeitet. Wer es nicht glaubt, dem sei „Edward Weston: Color Photography“ zu empfehlen. Das ist ein kleines Buch aus den 1980ern, das wahrscheinlich nur noch antiquarisch zu haben sein dürfte, das aber doch recht eindeutig belegt. Das Material, das er damals verwendet hat, war meistens Ektachrome. Das wiederum hatte den Nachteil, dass diese Bilder nicht lange hielten, demnach also nur wenige dieser Arbeiten erhalten sein dürften. Kodachrome gab es damals auch schon. Das hielt sich länger. Einige dieser alten Bilder sollten heute noch im Neuzustand sein, was deren Aussehen betrifft. Für Weston war die schlechte Haltbarkeit ein wichtiger Grund, sich wieder von der Farbfotografie abzuwenden und mit der altbewährten Methode(Negativ in 8×10″ und Kontaktabzug) weiterzumachen. Was die ganze Historie angeht: Die Dunkelkammer Westons kann meines Wissen im Rahmen eines Workshops bei Kim Weston besichtigt werden. Das Wohnhaus steht übrigens auch noch so da, wie es zu Lebzeiten des Gurus ausgesehen hat; mit dem Unterschied, dass die Bilder an den Wänden keine Originale des Klassikers sind, sondern Reprints des Enkels. Man kann auf dem Westonschen Gelände auch übernachten. Für die Verhältnisse in Carmel sogar recht preiswert.
Wie man sehr schön erkennen kann, lag der Fokus dieses Mal auf den Bäumen und weniger auf die Ansichten der Pazifikküste. Der Grund wurde eingangs schon erwähnt.
Jetzt mal etwas vom Weston Beach…
Ein Quervergleich mit den Bildern aus 2015 sei hier auch erlaubt.
…Und ein Farbsehtest:
…Und noch etwas anderes:
Die Technik: Wie alles auf dieser Reise mit der Pentax 645D gemacht. Meistens mit dem AF 4,5/45-85. Blenden zwischen 14 und 22, Zeiten um 1/100stel Sekunde herum. Fast immer mit Stativ.