Dem Forschungsdrange und meinem Interesse an maximaler Qualität bei möglichst geringem Gewicht ist mal wieder eine neue Idee entsprungen.
Ich plane für diesen Herbst wieder eine Tour in die USA, die mich sowohl nach Yosemite als auch in das immer noch nicht vertiefte Death Valley führen soll. Die Pentax 645D erwies sich 2017 als Hilfsmittel für meinen nach einem Unfall noch steifen linken Arm als sehr hilfreich. Die Qualität des Geräts ist nach wie vor toll, aber das Ganze ist auch ziemlich schwer. Ich hatte 9 Kg im Rucksack. 8 davon wog die Kamera mit drei Objektiven.
Das Fuji- Gerät ist ebenfalls toll; aber es erscheint mir bei meinen mittlerweile sehr abgehobenen Qualitätsvorstellungen doch schon als die Untergrenze(Dabei ist das Zeug eigentlich exzellent!), weil es mir mittlerweile zu wenige Pixel sind. Mittelformat macht halt süchtig.
Die Suche nach einem Digitalrückteil mit vielen Pixeln und einer Großbildkamera fällt flach: Das ist einfach zu teuer. Schon, weil man nicht nur die Kamera braucht, sondern auch Objektive, die die ausgerufenen 60-80 Megapixel auch auflösen können.
Der beste Kompromiss schien mit daher eine Nikon D800 zu sein. So weit. So schön. So gesucht.
Bis ich dann mal Glück hatte und eine fand. Mit einem zusätzlichen Batteriepack, etwa 50.000 Auslösungen auf dem Buckel(also nicht zu alt!) und drei Akkus sowie einer 32GB-CF-Karte drin. Dazu noch zu einem guten Preis.
Das Problem ist bekanntlich nicht der Sensor; der ist ohne Zweifel gut. Auch mit den 36 MP und trotz des technologischen Alters der Kamera. Die Schwierigkeit liegt eher bei den Objektiven, wie sich schon mal bei meiner seligen Canon 5D2 gezeigt hat. Die Nikon ist da natürlich noch verschärfter unterwegs, weil die lineare Auflösung der Optiken noch einmal um den Faktor 1,41 größer sein muss, wenn sich die Anzahl der Pixel auf dem Sensor verdoppelt. Hier ist es zwar nicht ganz so viel, aber wenn man bedenkt, dass auch teures Glas gewisse Probleme hat, wird deutlich, worum es geht. Man kann es auch anders ausdrücken: Wer zu schlecht kauft, produziert in erster Linie mehr Datenmüll, aber nicht zwangsläufg auch mehr Auflösung.
Ich bin also den Weg gegangen, den man am besten geht, wenn man günstig an Qualität kommen will und der von der Pentax 645D schon bekannt ist: Man suche nach Altglas, das zudem hochwertig ist.
Alte Nikon-AI- Objektive ab Baujahr 1977 sind an der Kamera problemlos mit Zeitautomatik verwendbar; noch älteres kann man eventuell noch umrüsten lassen, wobei diese Phase aber vorbei sein dürfte. Was zu tun ist, ist Sucharbeit.
Meine gedachte Ausrüstung sollte etwa so aussehen:
- Irgendwas im Normalbereich von 28 oder 35 bis etwa 105 mm.
- Dazu ein Telezoom im Bereich von etwa 80-200 mm.
- Und ein Weitwinkel ab etwa 24mm, das auch ein Zoom sein kann.
- …und natürlich die Kamera.
- Zu guter Letzt: Weil es Altglas ist, sollte das Glas nicht mehr als etwa 300 Euro kosten.
Das wurde die Jagdbeute von einem sattsam bekannten Versteigerer:
- Ein AIS- Nikkor 1:3,5-4,5/35-105mm in Quasi- Neuzustand.
- Ein etwas schrundig aussehendes AIS 1:4/80-200. Dafür war es sehr billig und mechanisch in Ordnung.
- Und zu guter Letzt ein gut erhaltenes 1:4/25-50, an dem noch ein ebenfalls gut erhaltener Nikkormat FT-3 hing. Dem Nikkormaten nach sollte es ein AI aus den 1970ern sein, das zudem sehr selten ist und zudem für relativ hohe Preise angeboten wird. Auch hier konnte ich vergleichsweise günstig einkaufen.
Anderen Webseiten zur Folge sollte das zusammengekaufte Zeug die qualitative Königsklasse darstellen. Nikon- Objektive wurden demnach in früheren Zeiten sehr auf Schärfe gezüchtet, was dem Sensor der D800 entgegenkommen sollte.
Ein weiterer Vorteil liegt in den eher kleinen Filterdurchmessern, was die Anschaffung zusätzlich günstiger macht und zudem erlaubt, mit einem kleineren Filtersystem von Cokin auszukommen. Die Rede ist hier vom 85mm- System. Ich habe das mit meinen Großbildkisten im Gebrauch und muss das eigentlich nur mit einem Satz Verlaufsfilter ergänzen und mir passende Graufliter anschaffen. Zudem lagert hier ja schon einiges im Fuji- Koffer, das man auch dafür hernehmen kann. In diesem Fall ist auch das einfach: Man braucht 52-, 62- und 72mm- Filter oder passende Adapter zum Cokin- System.
Auf der Negativseite muss man auch vermerken, dass die Handhabung von Pol- und Verlaufsfiltern nicht ganz so einfach ist, weil sich die Filtergewinde bei alten Zooms in aller Regel beim Fokussieren mitdrehen. Aber bei dem Preis muss man eine Konzession machen.
Was die Kompatibilität angeht, sollte mit den AIS- Gläsern auch die Blenden- und Programmautomatik nutzbar sein und mit dem AI-Glas nur die Zeitautomatik. Mir genügt das.
Gehen wir mal ein bisschen ins Detail
Was den tatsächlichen Zustand der Objektive angeht, habe ich anscheinend ein bisschen Glück gehabt. Im Normalfall haben ältere Schiebezoom- Nikkore die Eigenschaft, dass sich die Brennweite verstellt, wenn man den Zoomring nach vorn schiebt und das Objektiv um mehr als etwa 45° neigt. Das konnte ich so nicht feststellen. Ein 4,5/80-200 aus den 1970ern, das sich vor Jahrzehnten mal in meinem Besitz befand und hervorragend war, hatte diese Eigenschaft noch. Ein gutes Exemplar dieses Objektivtyps aufzutreiben, erwies sich allerdings als so gut wie unmöglich. Eigentlich wäre das mein Favorit gewesen.
Also gilt hier: Die beiden Schiebezooms machen in der Beziehung keine Probleme und erzeugen bei Benutzung nur die normalen Geräusche.
Was die Blendenringe angeht: Beim 25-50 und dem 35-105 sind sie leichtgängig; beim 80-200 ist er ein bisschen hakelig.
Der Rest ist wie schon erwähnt: Das 35-105 ist in der Tat neuwertig; das 25-50 würde ich als „leicht gebraucht“ bezeichnen und das 80-200 wurde offensichtlich schon sehr stark genutzt.
Was man aber im Hinterkopf behalten sollte, ist der Umstand, dass das Telezoom damals eher eine Profilinse war und aus den frühen 1980er Jahren stammt. Mit anderen Worten: Das gute Stück ist auch schon 35 Jahre alt.
Das 25-50 wurde vergleichsweise kaum genutzt. Es dürfte aus der ersten AI-Generation sein, die 1977 eingeführt wurde und dementsprechend rund 41-42 Jahre alt sein und ist damit das älteste im Trio.
Ähnlich lagert sich das beim 35-105. Dieser Brennweitenbereich ist heute sehr verbreitet, war aber zur Bauzeit(frühe 1980er Jahre) dank einiger Billigproduzenten sehr verrufen. Die Zielgruppe waren typische Amateure, die nach etwas Universellem suchen. Das mit der guten Auflösung dieser Gläser von Nikon ist eher eine Entdeckung der heutigen Zeit. Der Zustand war entsprechend: Wahrscheinlich wurden nur wenige Filme damit belichtet und dann verschwand es aus irgendeinem Grund in irgendeinem Schrank. Im Klartext: Es ist praktisch neuwertig.
Mehr weiß ich allerdings erst nach dem ersten Einsatz der Objektive.