Auch dieses Mal verschlug es mich wieder nach Yosemite. Nachdem das wegen des Wetters auf der letzten Tour nicht so der Hit war, bin ich dieses Mal auch aus diesem Grund erst im Herbst in die Staaten geflogen, um das Projekt weiter zu verfolgen und weitere Bilder zu machen.
Angeshen habe ich mir endlich mal den Tioga- Pass, der sehr schön sein soll und das auch ist. Der Tenaya Lake ist auch attraktiv und einen Sonnenuntergang am Half Dome hatte ich auch noch nicht gesehen. Damit waren die Motive klar: Abendstimmung, Dokumentarisches und der Versuch, ein paar Herbstfarben einzufangen.
Wie man in den Bildunterschriften schon erkennen kann, sind die beiden ersten Bilder bei eher langen Zeiten, also von einem Stativ aus, entstanden. Auch hier hat sich das vorhandene Carbonstativ bewährt. Und wenn man sowieso lange belichten muss, kommt es nicht darauf an, ob die Verschlusszeit bei 1/10tel oder einer halben Sekunde liegt. Im Interesse niedrigeren Rauschens kann man die Lichtempfindlichkeit des Sensors also ruhig zurücknehmen.
Neben mir stand übrigens ein Kollege aus Japan, der dort mit einer Olympus- Kamera fotografierte. Der Autofokus seines Geräts hat bei diesen Lichtverhältnissen seinen Dienst quittiert. Hier zeigt sich wieder mal, dass reine Schnelligkeit eben nicht ausreicht; zuerst mal muss es überhaupt gehen und dann kann man über die anderen Sachen diskutieren.
Tunnel View.
Einen anderen Sonnuntergang habe ich am Tunnel View eingefangen. Auch hier galt es, das Stativ aufzubauen, die Kamera draufzusetzen, zu warten und dann einfach nur auf den Knopf zu drücken.
An diesem Platz ist es wie am Glacier Point. Allerdings sind hier interessanterweise wenige Leute unterwegs, die versuchen, so etwas einzufangen. Unter anderem gab es dort eine deutsche Schülergruppe, die in der Gegend Englischunterricht genommen hatte. Sprachferien nennt man das wohl.
Auch diese Bilder sind erst entstanden, als die „schweigende Mehrheit“ bereits auf dem Weg ins Hotel war. Und auch hier ist das Licht so natürlich deutlich interessanter und die Farben sind schöner als um die Mittagszeit herum…
Was man über Ansel Adams wissen sollte
Um mal auf wieder das Idol vieler Landschaftsfotografen, Ansel Adams, zurückzukommen: Adams hat diesen Park das erste Mal in seiner Jugend gesehen; er ist etwa 14 Jahre alt gewesen. Zu der Zeit gab es sogar noch eine Bahnlinie in den Park. Auch die Camps hatte man zu der Zeit schon. Wir reden über die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, hier um 1916 herum, weil der Erste Weltkrieg für die USA erst 1917 begonnen hat. Das war auch die Zeit, in der er seine erste Kamera bekam: Eine Kodak Box.
Die grundsätzliche Laborarbeit hat in der Nachbarschaft in einem Ferienjob kennengelernt.
Später hat er auch in Yosemite gearbeitet und seine Frau stammte auch aus dem Tal. Deshalb gibt es dort auch immer noch einen Laden, der Bilder aus seiner Produktion verkauft, nach ihm benannt ist und der sich auch noch in Familienbesitz befindet.
Auch Adams‘ erste vorüberlegte Bilder entstanden hier um 1926/27 herum. Es ist schon interessant, zu was ein Pianist, der er zuerst werden wollte, mutieren kann. Er hielt sich selbst nicht für gut genug, um wirklich Konzerte geben zu können. Aber zu den Verehrern Bachs gehörte er bis an sein Lebensende. Auch das wissen viele Leute wohl nicht. Aber die Denkweisen von guten Musikern und Fotografen sind ähnlich und man kann sich indirekt sogar von der anderen Kunst inspirieren lassen. Ich selbst habe es unter den Romatikern zwar eher mit Beethoven und Tschaikowski und in der neuen Musik aus der früheren Periode, wenn man das so nennen mag(also Mahler aus der Übergangsphase, einiges von Hindemith, Strawinsky) und einigen Russen und Polen(Schostakowitsch, Szpilman) aus der Vor- und Nachkriegszeit, aber auch das hat was.
Adams war nicht der einzige Fotograf, der in Yosemite unterwegs war, aber wohl der bekannteste. Auch sein von nicht nur ihm einst hochgeschätztes Gegenstück Edward Weston ist dort mal unterwegs gewesen. Bilder haben die gängigen Suchmaschinen.
Zurück zur Gegenwart.
Wechselt man die zeitliche Ebene in die Gegenwart und ist selbst auch mal dort und nicht nur physisch anwesend, kann man auch selbst beobachten, dass ich auch nicht der einzige bin, der dort Bilder macht. Ich schätze mal, dass neben mir noch etwa 30 weitere kamarabewehrte Leute am Glacier Point gewesen sind, um den Sonnenuntergang am Half Dome einzufangen. Die meisten haben allerdings einen kleinen Fehler gemacht: Sie haben das Gelände verlassen, als die Sonne hinter dem Horizont verschwand und die interessantesten Lichtstimmungen und -Farben überhaupt nicht mitbekommen. Ähnliches konnte ich allerdings auch am Tenaya Lake bobachten.
Etwas anderes, das manche Leute einfach aus Faulheit nicht tun, ist, ein bisschen herumzulaufen und einige Trails abzulaufen. Ein Beispiel werde ich später noch vom Olmsted Point zeigen, den ich mir bei der nächsten Tour noch einmal ansehen werde. Ich war halt erst einmal dort, bin auch ein bisschen herumgeklettert und weiß, wo und zu welcher Zeit ich meine Bilder in 2020 machen werde. Die meisten anderen werden genau das nie in Erfahrung bringen.
Insgesamt halte ich die Bilder, die ich dieses Mal in Yosemite gemacht habe, allerdings für eher durchwachsen. Die erste Euphorie, der ich vor ein paar Jahren aufgesessen war, hat sich gelegt, aber die Landschaft ist immer noch faszinierend. Man wird langsam kritischer und genauer. Zudem kommt nächstes Mal auch wieder eine größere Kamera als die Fuji mit. Die Bilder aus so einem Ding wie der Mittelformat- Pentax sehen einfach noch ein bisschen besser aus.
Auch hier ist es wiederum wichtig zu wissen, dass diese Bilder in dieser Form auch von jedem anderen hätten gemacht werden können. Bei manchen Leute ist das Nachahmen von bekannten Bildern sogar Methode. Man sollte eben im Hinterkopf haben, dass dieser Park alljährlich von etwa fünf Millionen Menschen besucht wird. Auch wenn die meisten davon es nur in das Valley schaffen und einige der schönsten Plätze nie sehen werden.
Wie meistens das Finale zur Ausrüstung: Fuji X-Pro2 und X-T2 mit dem 2,8-4/18-55 und dem, 3,5-4,8/55-200. Meistens ISO 200-400 und nachgearbeitet und verkleinert in Lightroom.