Öfter mal was Neues -Das 4/300 für die Pentax 645D

Wie in einem anderen Beitrag schon erwähnt, habe ich mir den Luxus eines 300mm- Teles geleistet. Das Teil ist gebraucht; das Baujahr aus den 1980ern und es ist dem entsprechend das manuelle 4/300. Angetestet ist es bereits.

Die Bildqualität entspricht den anderen 645er Linsen, die ich allesamt für gut halte, wenn man sie nur bis 22 und eventuell 25 abblendet, weil sich bei der kleinsten Blende 32 eine deutliche Beugungsunschärfe breitmacht, die man auch schon bei geringeren Maßstäben auf dem Computermonitor recht deutlich erkennen kann.

Insofern also nichts Neues.

Probleme

Das Glas wiegt etwa 1,3 Kg und ist damit annähernd so schwer wie die Kamera. Durch die Länge wird die Kombination mangels Stativschelle am Objektiv ziemlich kopflastig und daher auch schlecht auf einem Leichtbaustativ aus Carbon einsetzbar. Man denke dabei an die Hebelwirkung, die Vibrationen durch Wind oder einfach nur den Verschluss noch verstärkt. Die Vibrationen des Auslösevorganges kann man durch die Spiegelvorauslösung schon sehr effektiv unterdrücken. Aber der Rest kann trotzdem zu vermeidbaren Unschärfen führen.

Allerdings ist das aus meiner Sicht keine wirkliche Schwäche, sondern etwas, das sich kompensieren lässt. Das kann man mittels einer höheren Gesamtmasse der Stützkonstruktion tun (also durch ein wesentlich schwereres Stativ) oder durch einen günstigeren Schwerpunkt der Kamera/Objektivkombination.

Wer das Objektiv mit auf eine Flugreise nehmen will und dank der Holzklasse durch die mittlerweile ziemlich restriktiven Gepäckbestimmungen der Fluggesellschaften eingeschränkt ist, hat nur die Möglichkeit, an einem günstigeren Schwerpunkt zu arbeiten, mit dem Gewackel zu leben oder zu verzichten.

Was tun, sprach Zeus; Nero hat Husten…

Der Versuch, das Objektiv durch den 2x- Telekonverter am FA 4,5/80-160 zu ersetzen, erwies sich als Fehlschlag, weil eine zweifache Brennweitenverlängerung mit diesem Konverter zu einer Halbierung der linearen Auflösung führt. Mit anderen Worten: Die reale Auflösung des Systems sinkt von knapp 40 auf rund 10 Megapixel. Das ist ein Wert, der vor zehn Jahren zwar hochwertig war, aber für ein System, wie das Pentax eines ist, sicher inadäquat niedrig ist. Man sollte also zu einem Objektiv greifen und auf Behelfslösungen verzichten. Ob man die Autofokus- oder die manuelle Variante verwendet, ist eher eine Frage dessen, was investiert werden soll als eine Frage der Qualität. Gut sind beide Varianten. Und für Landschaftsbilder reicht die manuelle Variante. Es ist schließlich mindestens einmal bewiesen worden, dass der Fluchtinstinkt von Bäumen, Felsen und Gebäuden zumindest tendenziell gering ist. Ordentliches Fokussieren ist auf der Mattscheibe der 645D sogar ohne Fokus- LED möglich und daher steht dem nichts im Wege.

Klar ist damit, dass der Schwerpunkt eines derartigen Objektivs an der 645D ungünstig ist. Klar ist auch, dass Pentax keine Stativschellen dafür im Angebot hat und klar wird daraus, dass man zu einer Art europäisch- chinesischer Zusammenarbeit kommen muss.

Am Tubus ist genug freie Länge vorhanden, an die man eine Stativschelle klemmen kann. Aber es gibt keine genau passenden Exponate, die man ohne weiteres daran befestigen kann. Man muss also auf etwas ausweichen, das man irgendwie passend machen kann; sei es durch Adaptierung mittels einer Art Füllung oder durch Materialabtrag an der Schelle.

Als Rückschluss: Trägt man von der Schelle Material ab, leidet die Tragfähigkeit und man muss eine neue Polsterung auf das Metall bringen. Ist die Schelle nur wenig zu groß, kann man sich mit etwas mehr Polsterung behelfen.

Einfacher als ein Materialabtrag ist es immer, so etwas aufzupolstern und den Rest der Schelle zu lassen, wie er ist. Ergo:

Nichts geht über Hochtechnologie…

Die Stativschelle, hier „modifiziert“ für die geplante Versuchsreihe.

Oben im Bild kann man das erste Ergebnis schon mal bewundern. Die Lösung ist einfach: Einen Pappstreifen auf das innere der Schelle legen und mit Isolierband fixieren. Wer hätte das gedacht. Das Ganze sitzt zumindest im Studio schon mal bombenfest.

Die 645D mit dem 4/300, optimiertem Schwerpunkt und noch nicht optimierter Postition der Stativschelle.

Ausbalanciert sieht das dann ungefähr so aus wie auf dem Bild oben. Es wird klar, dass wo das Problem liegt. Die Kamera kippt auf die Nase, wenn man diese Kombi mittels des Stativgewindes der Kamera auf dem Dreibeiner anbringt.

Für Neugierige: Aufgenommen wurden diese Bilder mit einer Samsung NX3000. Die Kamera stand auf einem Plaubel- Stativ. Der Kugelkopf ist von Cullmann.

Draußen

Auf einem Slik Pro 780 habe ich das dann mal in der freien Wildbahn angetestet. Es geht darum, einen günstigen Schwerpunkt zu haben, um die Last auf alle drei Beine des Tragtiers zu verteilen und zum anderen darum, den Status der Stabilität nach der Auslösung einer Vibration so schnell wie möglich wiederherzustellen.

Mein pseudowissenschaftlicher Test sagt, dass das in der Tat funktioniert. Wenn die Stativplatte unter der Kamera sitzt, schwingt das Stativ etwa 5-6 Sekunden nach, mit der Platte unter der Schelle etwa drei. Damit hat man dann auch schon mal eine Wartezeit für die Spiegelvorauslösung, die man immer einhalten sollte, wenn der Dreibeiner kein Schwergewicht wie mein altes 075er Manfrotto ist. Es stehen hier allerdings auch die 6 Kg Manfrotto versus drei Kg Slik im Raum.

So Nicht!!! Hier als Demonstration. Gemacht mit einer Sony RX100III.

Die ersten Versuche sagen, dass der Ansatz funktioniert. Hier mal eines der ersten Bilder, die ich dieses Jahr überhaupt gemacht habe.

Ausgebrochener Ast. In Peine. Mit dem 4/300; Blende 16 bei 1/25stel Sek.

Weil es so schön war und das Wetter und die Zeit nun endlich mal zusammenpassten, gibt es noch ein paar mehr, allerdings aus anderem Glas. Wie meistens, war es das 45-85, das dieses Mal wieder herhalten durfte.

Baum, wie unschwer zu erkennen ist. Mit dem 45-85 bei 85mm, Blende 29 bei 1/80stel Sek.

Noch ein anderes Bild, auch nicht aus dem 300er, dessen Stativschellentest ohnhin nur ein Anlass war, mal rauszufahren und Bilder zu machen.

Baumgruppe in Peine. 1/40stel Sek. bei Blende 25. Mit dem 45-85.

Einen habe ich noch im Angebot. Vom selben Baum wie am Anfang, aber mit einem anderen Ausschnitt.

Nochmal vom selben Baum. Auch mit dem 45-85. 1/30stel Sek. bei Blende 20.

Zu Technik: Wie der Titel dieses Artikels schon sagt, wurde alles mit der 645D und vom Dreibeiner aufgenommen. Wegen des Lichts bei ISO 400. Nachgearbeitet wurde wie eigentlich immer in Lightroom 6.8 und Photoshop Elements 13.