Wo man schon mal auf dem Trip ist, der zu den Pentaconsix- Objektiven führt, kann man das Ganze auch noch ein bisschen ausweiten. Die Objektive, die ich bisher im Einsatz habe, sind Erbstücke, die für etwa 15 Jahre ihr Dasein staubgeschützt in einem Schrank fristen mussten. Der Grund sollte klar sein: Die P’sixen sind mechanisch ein bisschen anfällig und daher kann man sie nicht wirklich einsetzen. Die Objektive sind von Zeiss Jena und für ihre gute Qualität bekannt. Ich hatte sie testweise an einer auf einen Tuchschlitzverschluss umgebauten Kiev-60 im Einsatz, weil diese Kamera in dieser Konstellation interessanterweise besser als das Original aus Dresden ist. Man staune, man staune; bei den anderen Kameras ist eigentlich das genaue Gegenteil der Fall.
Nach den bisher überaus guten Erfahrungen mit einem 80er Schneider Xenotar und einem 50er Flektogon kam das Verlangen nach mehr auf. Es wurde ein 2,8/120er Biometar aus der ersten mehrschichtvergüteten Serie, das ich über ein wohlbekanntes Auktionsportal ersteigert habe. Dazu kommt noch ein bereits bestellter Arax- Adapter auf meinen Kipon T/S- Adapter mit Pentax 645- Bajonett und dann haben wir schon mal das dritte Objektiv an der GFX mit einem Adapterstack laufen. Immerhin hat es bisher gut funktioniert.
Gehen wir mal ein bisschen tiefer in das Thema Bildqualität, wird eines schnell deutlich: Auch hier ist die gelieferte Bildqualität richtig gut und die Linse damit zumindest tauglich für die GFXen mit 50 MP. Ob das bei der 100er auch noch so ist, wird sich auch irgendwann zeigen. Momentan geht das wegen des schnöden Mammons noch nicht.
Eine Schwäche habe ich bei diesem Objektiv auch gefunden. Es scheint so zu sein, dass man die Biometare nicht ganz so weit verstellen kann wie z.B: das Flektogon. Ab etwa 10mm Shift wird es am unteren Rand langsam dunkel, wie mir aufgefallen ist. In meinen Bildern kann man diese Abschattungen nicht sehen; aber am Kameramonitor ist mir das durchaus aufgefallen.
Was die Qualität der Fassung und des Schneckengangs angeht, kann ich hier nur sagen, dass es sich mit dieser Linse so verhält wie die anderen Pentacons: Es ist gut, lichtdicht und für meinen Geschmack etwas leichtgängig. Das hat den Vorteil, dass man mit diesen Objektiven sehr schnell scharfziehen kann, aber auch die Schwäche, dass die Entfernungseinstellung leicht verstellbar ist. Man muss also ein bisschen aufpassen, wenn man abblendet. Die Blende rastet, wie bei den Fujis auch, präzise und in halben Stufen. Zumindest meine Version hat auch keine verölte Blende, beschlagenene Linsen oder ähnliche Probleme. Soweit bin ich damit zufrieden.
Die Fassung meiner 2,8/80er Schneider- Linse ist in dieser Disziplin etwas besser. Dafür ist die Gummierung der Fokussierringe allerdings etwas rutschiger. Man kann eben nicht alles haben. Ob das immer so ist, kann ich nicht sagen. Solche Objektive sind nur sehr selten mit dem Pentaconsix- Bajonett zu finden.
Wie es so schön heißt, muss das mit den Brennweiten irgendwann länger werden und dann auch sonnariger werden. So ein Objektiv harrt hier auch noch seines Einsatzes und mit der russischen Linse der Kiev will ich auch noch ein bisschen spielen, um zu sehen, was sie kann. Das ist übrigens ein ganz triviales 2,8/80er. Sicher ist das aber noch nicht; das Sonnar kann auch zu einem 250er Hasselblad oder einem 300er Mamiya 645 auswachsen, die man auch recht günstig haben kann, wenn man sich ein bisschen umsieht. Mal sehen, was mir da in den Kopf kommt.
Zur Technik: Alle Bilder mit Fujis GFX 50R aufgenommen. Als Objektiv wurde ausschließlich das Zeiss Jena Biometar 2,8/120 eingesetzt, um es zu testen. ISO war immer bei 100, wenn ich das noch richtig im Kopf habe. Nacharbeit wie Anpassen der Grauwerte und sowas in Capture One 20.