Es wurde einfach mal Zeit: Bei mir harrt ein altes Jenaer Sonnar 2,8/180, das zur Pentaconsix- Baureihe gehört, seit Jahren seines Einsatzes. Das gute Erbstück liegt seit etwa 15 Jahren bei mir im Lager und wurde seither nur selten genutzt. Ergo musste es erst einmal etwas bewegt werden, weil die Schmierstoffe bestimmter Bauteile wie der Blende nach einiger Lagerzeit dazu neigen, zu verharzen. Hier ist das allerdings nicht wirklich der Fall; der Schneckengang der Fokussierung und die Blende sind in dieser Hinsicht einwandfrei.
Gedacht und getan: Das gute Stück wurde eigentlich immer wieder mal bewegt und daher musste es sich nicht einmal wieder einlaufen, wie mir die Zeitautomatik meiner Kamera und die ersten Bilder freundlich mitteilten. Ein bisschen Gymnastik an einer Kiev-60 hat dem Objektiv also gut getan.
Der Test
Es stellte sich wieder mal heraus, dass die chinesischen Arca Swiss- Kameraplatten zu rutschig sind. Beobachtet hatte ich das schon bei der Pentax 645D, bei der man das Problem mit größeren Platten beheben konnte. Das geht hier nicht.
Der 5/8″- Sockel, in den diese Platte eingeschraubt wird, ist dafür zu klein. Abhilfe schaffte hier eine Dichtung aus der Klempnereiabteilung aus dem Baumarkt. Dünn, groß und weich musste es werden. Das Ergebnis war dann eine Dichtung für die gängigen Stopfen der üblichen Waschtischausläufe, die jeder in seinem Badezimmer hat.
Dieses Problem ist eines, das so nicht auftreten sollte. Eigentlich sind ziemlich alle chiesischen Arca- Platten davon betroffen. Auch für die Markenhersteller wie Sirui oder Anbieter wie Rollei, von denen diese Platte stammt, gilt das. Man kann diese Platten deshalb nur begrenzt an diesem Objektiv verwenden, weil schlicht zuwenig Reibung vorhanden ist.
Das schafft so zwar eine gewisse Abhilfe, aber im Handling ist es nicht gut und das Problerm der gelegentlichen Unschärfe, unter dem das Objektiv zu leiden schien, ließ sich auch so nicht aus der Welt schaffen. Trotz der deutlich besseren Haftung: Die Auflagefläche des 180ers ist schlicht zu klein und das Gewinde in dieser Form eigentlich nicht zu verwenden.
Das Ergebnis sollte klar sein: Weil es rutschig ist, verstellt es sich und weil es sich verstellt, werden die Bilder bei längeren Verschlusszeiten schnell unscharf. Dieses Objektiv direkt per Adapter an die Kamera anzusetzen und dann die Kamera auf das Stativ zu setzen, ist in diesem Fall die einzige Alternative. Das ist wegen des schweren Objektivs nicht immer günstig, aber immer noch besser als nichts.
Die Bildqualität
Allen Unkenrufen zum Trotze ist auch dieses Objektiv an der GFX verwendbar. Ich konnte keine Mängel in der Bildqualität entdecken, wenn das Objektiv richtig genutzt wird. Man sollte immerhin bedenken, dass diese Linse eine Konstruktion aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg ist; auch wenn es sich um eine Modifikation handelt. Das Baujahr würde ich auf etwa Ende der 1960er Jahre schätzen. Auf jeden Fall ist es noch einfach vergütet. Man muss also ein bisschen auf Flares im Gegenlicht achten. Hier ist es wie bei dem Biometar: Moderne Zooms sind trotzdem oft schwächer in dieser Disziplin, was bei Vergleichen gern vergessen wird.
Deshalb jetzt mal ein paar Bilder. Entstanden sind diese an einem meiner Lieblingsplätze in Rietze, einer toten Eiche.
Bild Nummer zwei, nur mal die Kamera gedreht…
Noch ein anderes, auch vom Testacker…
Und noch einer:
Zu Technik: Die Kamera war Fujis GFX 50R. Adaptiert wurde mit einem Stack, damit man bei den Fremdlinsen nur ein Bajonett händeln muss. Hier waren das Kipon T/S Pentax 645 nach Fuji GFX und Pentaconsix nach Pentax 645(Hartblei).
Die Nacharbeit wie immer bei mir mit Capture One. Ein bisschen die Belichtung korrigieren und sowas.