Irgendwann passiert es: DIe Anlage, die man sich für den Gelegenheitsbedarf aus Chinageräten zummengestoppelt hat, wird langsam klapprig. Einer meiner Blitze ist abgeraucht, ein zweiter hatte schon mal ein Problem mit dem Lüfter und nur der dritte tut noch eingermaßen klaglos seinen Dienst. Der Raucher kann in die Tonne; hier in der Gegend hat sie die Gestalt eines Sammelcontainers für Elektroschrott. Elkos für 1000WS(Wattsekunden sind ein Vergleichswert für eine Energiemenge, die eine theoretische Glühlampe in einer Sekunde abgeben würde; das wären bei einem 6000Ws- Generator immerhin 21600 KW Stundenleistung, wenn die Blitzröhre dauerglühen würde…) kosten immerhin rund 300 Euro und damit ist das Ende des Geräts, das allerdings auch nur 200 Euro gekostet hat, besiegelt.
Es musste also etwas anderes her. Nun weiß man, dass es gerade auf diesem Sektor Gebrauchtgerät gibt, das durchaus schon recht alt sein kann. Das wird gerne diskutiert, weil diese Geräte für anfällig gehalten werden. Nun denn. Man kann auch neuere Geräte nehmen, muss sich aber darüber im Klaren sein, dass das teurer wird, aber immer noch deutlich billiger als die besseren Chinablitze, die schon recht teuer sein können, ist. Dann gibt es zusätzlich den Faktor der Zuverlässigkeit, den der Robustheit, das Problem des zum Nutzer passenden Handlings und das der Beschaffung selbst.
Es gibt es zusätzlich einige Fragestellungen, wie das Gesamtsystem zusammengestellt werden soll. Und die Frage, ob es sogar Sinn macht, mit mehr als einem System zu arbeiten, was vor allem bei speziellen Leuchten wie z.B. Fresnellscheinwerfern oder Stufenlinsenspots durchaus so sein kann. Dann hat man noch den kleinen, aber nicht zu unterschätzden, Aspekt, dass es bestimmte Lichtformer vielleicht nur von einem Anbieter gibt, dessen Gerät aber nicht im eigenen Studio steht. Vor allem bei Reflektoren wie den Beauty Dishes kann das der Fall sein; bei den normalen Reflektoren gibt es allerdings auch Unterschiede. Die sehen zwar alle gleich aus, sind aber im Detail nicht immer identisch.
Bedingt durch den Umstand, dass die meisten Chinablitze mit einem Bowens- Zubehörbajonett ausgestattet sind und des aus diesem Grunde Vorhandenseins von dazu passendem Zubehör fiel die Entscheidung, altes „British-Made“ Gerät zu erwerben. Das allerdings ist nicht ganz einfach, wenn man gleichzeitig von Kompaktblitzen auf separate Generatoren umsteigen will. Man muss sich auf die Suche machen.
Angeschafft wurde dann das hier:
- Ein alter asymmetrischer Generator mit maximal 3000WS Leistung, einem Spot und zwei adaptierten und technisch neuwertigen Hensel- Blitzköpfen, die aber dank umgelöteter Stecker mit den alten Bowens- Sachen kompatibel sind.
- Ein Estime- Generator, der durch Kompaktheit und hohe Leistung glänzt. Auch dieser verteilt seine Leistung asymmetrisch und kam mit drei Blitzköpfen.
- Dritter im Bunde wurde ein Equipe- Generator mit 2400 Ws Leistung und einem Blitzkopf. Für dieses Gerät habe ich einen Adapter, damit auch anderes Bowens- Gerät damit nutzbar wird.
Bei allen diesen Geräten war es wichtig, dass der Regelbereich groß genug ist. Vor allem muss man die Leistung weit genug herunterregeln können. Selbst der alte Bowens- Generator lässt sich noch auf 25% seiner eigentlichen Minimalleistung von 250Ws einstellen, also auf rund 62 Ws. Für ein Gerät, dessen Technik aus den 1970ern stammt, also schon auf die 50 Jahre zugeht, ist das richtig gut. Allerdings sind die Produktlebenszyklen dieser Geräte sehr lang: Manche Geräte wurden 20 Jahre lang unverändert gebaut. Mein Apparat ist aus den frühen 1990ern, wie ich weiß. Der Equipe lässt sich ebenfalls so weit herunterregeln und der Estime schafft es immerhin auch noch bis 62 WS pro Kopf, wenn man zwei Köpfe daran benutzt.
Der Hintergrund sollte klar sein: Diese Geräte sind leistungsmäßig auf die alte Technik abgestimmt. Also auf Großformatkameras, die man mit wesentlich kleineren Blenden einsetzt als die heute meistens genutzten Vollformatkameras mit einem 24x36mm-Sensor.
So weit, so gut. Die Sachen tun, was sie sollen, aber ich interessiere mich sehr für hartes Licht. Das bekommt man mit entsprechenden Scheinwerfern, die aber als Gebrauchtgerät von Bowens schwer bis gar nicht zu beschaffen sind. Zumindest ist das so, wenn man sich generell auf eine Marke beschränkt. Man muss also ergänzen. Dazu muss wieder nachgedacht werden. Die Aspekte sollte man in Erwägung ziehen:
- Gibt es das System noch in Neu?
- Ersatzteilesituation.
- Beschaffbarkeit von Zubehör.
- Großes Gebrauchtangebot.
- Kompatibilität mit Neusystemen.
Meine Jagd danach führte mich zu einem Hersteller aus Deutschland mit dem Namen Hensel, der zwar -wie einige andere auch- schon mal insolvent war, aber immer noch im Markt aktiv ist. In Deutschland sind diese Anlagen sehr verbreitet und viele Studios befinden sich gerade in einer Umstellungs- oder Stillegungsphase, die es ermöglicht, mit sehr wenig Geld an gute Ausrüstung zu kommen. Die Marke kenne ich schon länger und daher und weil zumindest die Zubehörbajonbette der älteren Blitzköpfe auch mit den alten Bowens- Köpfen kompatibel sind, wurde es das. Das kam dazu:
- Ein Generator mit 6000 Ws Leistung und passendem Blitzkopf, der die Leistung auch verträgt.
- Zwei Generatoren mit jeweils 3200 Ws.
- Einer mit 1500 Ws.
- Zwei Kleingeneratoren mit jeweils 1200Ws.
- Sechs Blitzköpfe. Drei mit dem alten Anschluss und drei mit dem neueren.
- Ein Fresnell- Spot. Das Modell Filmscheinwerfer von 1950…
- Zusätzlich noch einen Ringblitz, der seine 3000Ws verträgt; natürlich ebenfalls nicht neu.
- Ein weiterer Spot mit einer Projektionsfunktion.
- Diverse Lampenstative der stabileren Bauart.
Nun denn. Wenn man das so betrachtet, sieht es so aus, als könne man sogar noch einen 40-Tonner damit beleuchten. Das ist zwar noch nicht der Fall, aber damit geht schon mal eine ganze Menge. Vor allem ist das Ganze aber hell genug, um damit auch auf Film und im Großformat arbeiten zu können. Und die GFX von Fuji braucht schon mehr Licht als eine kleine APS-C- Kamera; wobei man das aber noch mit größeren 800 Ws- Kompakblitzen abdecken könnte. Man braucht nur selten Blenden, die kleiner als etwa 16-22 sind und der Sensor kann auch noch ein bisschen was, wenn man seine Empfindlichkeit auf mehr als 100 ISO erhöht. Soll das Ganze doch mal irgendwann gedruckt werden, werden diese 100 ISO unabdingbar.
Und: Ich will auch Dinge vor die Kamera bringen, die größer sind als eine Kafeemaschine, die bei meinen bisherigen Ebay- Bildern das maximale Maß der Dinge gewesen ist. Das verlangt nach größeren Lichtwannen und diese brauchen mehr Leistung, um ausreichendende Helligkeit zu liefern, weil so ein Vorsatz immer mit einem gewissen Lichtverlust verbunden ist. Und: Vor allem der Spot, mit dem man auch Gobos projizieren kann, braucht wirklich Leistung. 3000 WS sind da eher das untere Ende.
Die Schwäche des Systems sollte hier deutlich werden: Die Bedienung der Generatoren unterscheidet sich von Gerät zu Gerät, auch wenn das Ergebnis immer passend zu bekommen sein sollte. Allzu kompliziert ist das trotzdem nicht; die Generatoren tun prinzipiell immer den gleichen Job.
Die Sinn- und Kostenfrage
Stellt man sich zuerst einmal die Frage nach dem Sinn einer so leistungsstarken Anlage, die auch mancher professionelle Fotograf nicht besitzt, sollte man sich die Frage nach dem „überhaupt“ und damit die grundsätzliche Frage nach einer Blitzanlage nicht stellen. Unter reinen Nutzengesichtspunkten ist so eine Anlage für einen Amateur ziemlich sinnfrei. Man braucht sie eigentlich nicht. Aber wenn man einen Spieltrieb zu befriedigen hat, sieht das anders aus. Die Hobbys, die einige in ihren Kellern betreiben, haben auch nur den Sinn, ihren Benutzer zu erfeuen. Was sie ja auch tun, sonst gäbe es manche Freizeitaktivität nicht. Mir fallen dazu immer wieder die in meiner Verwandschaft vereinzelt auftretenden Modelleisenbahnen ein. Das mal dazu. Auf der anderen Seite: Man kann viel damit anstellen, wenn man das will, aber in der Realität wird das nicht allzu häufig der Fall sein.
Die Frage nach den Kosten ist auch schnell beantwortet: Ich habe die Sachen aus Stilllegungen von Studios gekauft. Das Ganze „musste weg“ und daher konnte ich einige echte Schnäppchen machen und die Sachen so zu sehr niedrigen Kosten in mein Eigentum überführen. Genaugenommen waren das meistens die AFA- Restwerte, nachdem das Gerät abgeschrieben war. Sonst hätte ich sie nicht, sondern eher wieder eine (dann etwas bessere) Anlage, die etwas weniger leistungsschwach als die alte ist, aber aus besserem Gerät bestünde. Wie jetzt auch, nur in Neu und vor allem mit weitaus weniger Möglichkeiten.
Man muss dazu nur durch die Sortimente chinesischer Hersteller gehen, diese mit einem Produzenten wie Hensel vergleichen und wird feststellen, dass es bestimmte Sachen nur noch als Vorsätze gibt oder dass sie gar nicht im Angebot sind. Vor allem bei interessanten Gerätschaften wie den im Vergleich mit den Snoots wesentlich besser kontrollierbaren Spots ist das der Fall. Zudem sind einige andere Dinge bei den Chinesen Mangelware oder nicht im Angebot. Auch bei den Stativen ist das der Fall. Auf der anderen Seite sind genau diese Hersteller die Anbieter, die zumindest einiges für den Amateur bezahlbar gemacht haben, das bei den Etablierten bisher zu teuer war oder immer noch ist. Man sollte das also nicht verteufeln. Aber: Wäre ich ein Pro, würde ich zumindest die billigen Chinablitze nur sehr bedingt in Erwägung ziehen, weil ich sie nicht für robust genug halte. Wenn so ein Blitzkopf bei einem Kunden in der Industriehalle steht und abraucht oder sogar brennt, kann das sehr schnell teuer werden. Vom Imageschaden ist hier noch nicht einmal die Rede, weil der noch gratis mitkommt.
Damit enden wir hier wieder mal bei einem alten Denkansatz, der schon in meiner Anfangszeit eine gewisse Bedeutung hatte. Zuerst kauft man billig, dann etwas besser und am Ende Highend aus Zweiter Hand. Damals wurde das in erster Linie auf Laborequipment gemünzt, aber beim Thema Optik und früher auch Kameras hatte diese Sichtweise ihre Berechtigung.