Ein Bild aus dem Baumarkt:
Ich habe in 2008 für mein altes Haus einen Parkettboden angeschafft. Weil man ja in Solidität denkt, besteht dieser aus Massivholzstäben in 22mm Stärke, um genug „Fleisch“ für spätere Renovierungen zu bieten. Im Vergleich mit Fertigparkett ist die nutzbare Schicht immerhin etwa dreimal so dick, was bedeutet, dass ich auf jeden Fall keinen neuen Fussboden mehr kaufen muss.
Dieser Boden will auch verlegt sein. Bei mir liegen Kiefernholzbretter als Fussboden, die zwar ziemlich abgetragen aussehen, aber für die Statik durchaus intakt sind, Stärke etwa 28mm oder ein preussischer Zoll. Dieser Boden dient jetzt als Blindboden, auf dem der Parkettbelag aufgeschraubt ist.
Zum Schrauben braucht man ein Werkzeug, mit dem man schnell und effektiv arbeiten kann. Also ging es erstmal in die üblichen Baumärkte, um zu sehen, was das Sortiment hergibt. Damals waren das ausschließlich Heimwerkergeräte mit wenig Drehmoment und steinalter Akkutechnik. Zu Preisen, zu denen man mit einem bisschen mehr Geld auch einen richtigen Schrauber kaufen kann. Hier mal die typischen Daten eines solchen Gerätes:
- 14-18 Volt Betriebsspannung im Akku.
- Akkukapazität zwischen 1,5 und 2 AH.
- Drehmoment zwischen 25 und 40 NM.
- 1,5-2-AH- Akku mit Nickel-Cadmium-Zellen.
- Ladezeit etwa 1-3 Stunden.
- Ein Akku ist dabei.
- Preis 150-200 Euro für ein halbwegs ordentliches Gerät.
Ein Vergleich ergab das hier bei einem guten professionellen Gerät:
- 14 Volt.
- Akkukapazität 3 AH.
- Drehmoment ca. 80 NM.
- Lithium-Ionen-Akku.
- Ladezeit 45 Minuten.
- Zwei Akkus im Paket.
- Preis 330 Euro; einen Rabatt habe ich auch noch bekommen, 10%, also waren es genau 300.
- Die Maschine sieht nicht nur ordentlich verarbeitet aus, sondern sie ist es auch.
In meinem Fall ist das ein Hitachi. Blaue Bosch oder Makita aus der Pro-Serie gingen aber genauso gut.
Kalkulieren wir mal weiter:
Ein Zusatzakku kostet im Baumarkt etwa 60 Euro, wenn er denn lieferbar ist. Die Maschine aber bleibt dadurch trotzdem schwach und die Akkutechnik blelbt alt. Der Mehrpreis dürfte sich also bezahlt machen. Das hier sind die Gründe:
- Meine Maschine sieht mittlerweile etwas mitgenommen aus, funktioniert aber besser als eine neue.
- Die Akkus haben ihre Kapazität immer noch.
- Das Drehmoment ist auch noch vorhanden.
- Eine typische Heimwerkermaschine wäre schon längst auf dem Wertstoffhof gelandet, weil man dafür keine Akkus mehr bekommt. Diese wären nämlich längst hinüber gewesen, wie frühere Erfahrungen gezeigt haben.
Im Klartext: Aus dem Baumarkt hätte ich mir jetzt schon mindestens die dritte Maschine geholt und mich über den entstandenen Abfall und die schwache Maschine geärgert. Und teurer wäre das auch gewesen. Genaugenommen hätte ich hier schon 600-700 für das Vergnügen des Akkuschraubens bezahlt. Ergo wäre das schon doppelt so teuer.
Mit anderem Gerät in meinem Haushalt verhält es sich genauso: Mein Bohrhammer ist auch ein hochwertiges Gerät und hat trotz ausschweifender Nutzung erst 25 Jahre auf dem Buckel…
Was hat das mit einer Kamera zu tun?
Wenn man nachdenkt, ist das auf dem Gebiet genauso. Es gibt Leute, die immer wieder Billiggerät kaufen und sich hinterher ärgern. Dann kaufen sie in Erwartung Besseren das nächste Nichtganzso- Billiggerät und das nächste Nichtganzso- Billigobjektiv. Und haben schon zweimal Geld ausgegeben. Beim dritten Mal wird es dann vielleicht besser, aber die meisten arbeiten sich langsam vor und landen am Ende genau bei dem, was ich auch gemacht habe: Ich habe mir gleich reelle Sachen angeschafft, um sie zu benutzen. Und damit man sie benutzen kann und mag, müssen diese Dinge eben von bestmöglicher Qualität sein. Auf der ersten Seite meiner Stammtischmeinungen kann man das nachlesen: Man nehme nur ein gutes Objektiv, wenn das Geld momentan nicht für mehr reicht.
In früheren Zeiten gab es diese Philosophie: Man kauft alles dreimal. Einmal billig, dann etwas besser und dann das Allerfeinste, aber aus Zweiter Hand. Vor allem für Laboreinrichtungen galt das, aber auch für hochwertige Kameras…
Insofern kann man das so sehen: Es ist alles eine Frage der Prioritäten. Man kann nur ein hochwertiges Gerät haben oder mehrere minderwertige. Man kann mit einem älteren Mercedes herumfahren oder mit einem neuen Dacia. Bei den Autos verhält sich das allerdings etwas anders: Hier ist Qualität im Sinne von Zuverlässigkeit und Komfort so wenig eine Frage des Herstellers wie bei den Kameras. Gute Autos bauen fast alle, aber in den Details sind einige besser und andere schlechter. Keine Rolle sollte das Image des Fahrzeugs spielen; hier mal ein Beispiel:
Freunde von mir sind in Los Angeles mit einem alten Toyota Prius unterwegs, der in den USA tatsächlich mit umgerechnet etwa 3 Litern pro 100 km bewegt werden kann und rund 120000 Meilen auf der Uhr hat. Die Bremsen zeigen keinerlei Verschleiß, das Fahrzeug fährt sich wie ein Neuwagen und auch die Sitze sind noch fast wie neu. Das Auto ist vielleicht nicht wirklich schön, aber es wird mit der Zeit immer hübscher, wenn man den Blick auf die Gesamtkosten wirft. Platz ist darin übrigens genug; das Fahrwerk ist auch für Deutschland gut und laut ist es auch nicht darin. Wenn ich den Gedanken für mich weiterspinne und dann noch auf Gasantrieb umrüste, was mit bestimmten Anlagen, bei denen man den Motor auch mit Gas starten kann, möglich ist, hat man eine wirklich langlebige Spardose. Eine bei mir vorhandene Kalkulation besagt, dass man damit etwa zum halben Kurs eines modernen Turbodiesels ans Ziel kommen kann, obwohl die Nachrüstung natürlich auch erst amortisiert werden muss. Und der Umwelt tut man ganz nebenbei auch noch einen Gefallen. Wirklich interessant wird das aber erst ab etwa 20000 Kilometern im Jahr. Auch hier muss man wiederum kalkulieren: Man kann mit Glück, Preisvergleichen und etwas Suche die Gasanlage schon über den günstigen Kaufpreis des Fahrzeugs einhandeln, wenn man geschickt vorgeht.
Ich habe das vor 15 Jahren mal mit einem Mazda 626 gemacht: Wert nach Internetrecherche in meiner Gegend etwa 4500. Gekauft mit einem defekten Gebläseschalter für 2800. Gasanlage damals 1500, Gebläseschalter für 30 und drei Stunden Schwitzen auf dem Hof, weil das Ding irgendwie in die Regelung hineinpraktiziert werden musste… Gespart über vier Jahre Fahrzeuglaufzeit: etwa 5000 muntere Euronen allein beim Kraftstoff. Fahrleistungen, Fahrkomfort, Platzangebot, Verbrauch und Innengeräuschpegel hätten übrigens auch einem Benz zur Ehre gereicht. Noch Fragen?
Ähnlich verhält es sich mit den Kameras: Zuerst müssen die Qualitäten stimmen. Dann kann man über das Design reden. Das gilt natürlich immer für das Gesamtsystem. Dann muss man weiterrechnen: Erstklassige Digitalkameras kauft man im Angesicht des technischen Fortschritts derzeit oft noch in Neu; erstklassige Objektive gibt es auf dem Gebrauchtmarkt. Die Kamera verliert nach drei Jahren etwa die Hälfte ihres Neuwertes; gebrauchte Objektive je nach Hersteller und Modell zwischen nichts und 20% je nach Kaufpreis, wenn man die richtigen Sachen kauft. Bis hierher sind zwei Dinge noch nicht im Zusammenhang mit dem Thema Kamera gefallen: Marken und Modelle. Das ist eigentlich genauso egal wie bei den Autos.
Grundsätzlich geht das bei den Kameras aber nach diesem Schema:
- Die Kamera kann eher einfach gestrickt sein; ein Modell der unteren Mittelklasse ist schon sehr gut.
- Die Objektive sollten die besten Bezahlbaren sein, möglichst aus Zweiter Hand gekauft werden und vom Kamerahersteller kommen. Fremdoptiken sind nur gebraucht interessant, weil man sie günstig haben kann. Hier gilt dasselbe wie beim Auto: Wenn man ein 30000-Euro-Fahrzeug nach vier Jahren für 12-13000 kauft, hat ein anderer schon 17-18000 abbezahlt, die man selbst nicht mehr aufwenden muss. Die restliche Laufzeit des Gefährts ist eher eine Frage sorgfältiger Wartung als der Jungfräulichkeit eines neuen Gefährts. Allerdings mit dem Unterschied, dass ein Auto nach 12-14 Jahren meistens nicht mehr lohnend repariert werden kann und dass ein Objektiv mindestens doppelt so lange hält.
- Anderes Zubehör wie Blitzgeräte, Speicherkarten, Taschen und Ersatzakkus sind beim Gebrauchtverkauf eher Beigaben. Solche Dinge muss man nicht unbedingt vom Kamerahersteller kaufen.
Immer noch nicht gefallen ist hier ein Markenname. Ich hatte bis vor kurzem Canon und habe derzeit Fuji, zwei Nikons und eine Pentax 645Z. Die Fujis habe ich, weil ich damit sehr gut arbeiten kann und weil die Objektive gut sind. Gut sind übrigens auch die beiden alten Nikons und man kann sie durchaus empfehlen, zumal sie überraschend einfach zu händeln sind und das dazu gekaufte Tamron 24-70 Objektiv durchaus mit den Originalen vergleichbar ist. Im Studio kann man sie übrigens mangels eines Schwenkmonitors nicht so gut einsetzen wie Fujis X-T2, die aber mangels des Schwenkmonitors wiederum robuster und straßentauglicher sind. Einen Kabelanschluss für den Studioblitz haben nur die Fujis und die 645er; die Nikons „laufen“ dort mit einem biligen Infrarotblitz.
Das hier Gesagte gilt aber wiederum nur für mich. Andere sehen und denken anders und brauchen permanent ihre neue und teure Kamera. Sicher bin ich allerdings auch nicht davor. Man weiß das ja nie. Soll heißen: DIe Markennamen sind vor allem hier nur Namen und zuerst mal keine Empfehlung dessen, was das Allerbeste ist. Wenn man das eine System kauft, hat man die eine Macke und wenn man zu etwas Anderem greift, hat es andere Macken.
Ein Kamera hat ein Dauersuchender bis hierher aber immer noch nicht. Ich aber schon…